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Montag, 5. Mai 2014

Gastrezension - London Calling von Anja Marschall

London-Krimi mit viel Frauen-Power

„Alte Jungfern, frustrierte Vertreter und überhebliche Banker sind erfahrungsgemäß die größten Klatschmäuler, die man sich vorstellen kann.“

Eigentlich hatte sich die eher biedere Krankenschwester Kate auf zwei entspannte Urlaubswochen auf dem heimischen Sofa gefreut. Als überraschend mitten in der Nacht ihre flippige Freundin Luna auftaucht, ist schnell klar, dass daraus nichts werden wird. Lunas Problem (und nun auch Kates) ist, dass sie soeben den Finanzberater Bradshaw ermordet in dessen Wohnung gefunden hat. Und leider hat Luna ihn zuvor massiv gestalkt, da er sie um ihr gesamtes Geld gebracht hat. Tatsächlich wird Luna Scotland Yards Mordverdächtige Nummer Eins. Die beiden Freundinnen sehen nur eine Chance: Sie müssen sich selber auf die Suche nach dem tatsächlichen Täter machen. Nicht im Traum hätten sie geahnt, worauf sie sich da einlassen. Bald schon fragt man sich, wer nun Jäger und wer Gejagter ist.

Dieser reizvolle Krimi lebt zum einen von seinen Charakteren und zum anderen von einer wirklich interessanten und verstrickten Geschichte. Bei den Charakteren fällt zunächst der Kontrast zwischen den beiden Freundinnen auf. Unterschiedlicher kann man eigentlich nicht sein! Durch ihre Zusammenarbeit schaffen es die beiden, mal überlegt und mal „kreativ“ zu ermitteln.
Auch auf Seiten des Gesetzes gibt es diesen Kontrast: Diesmal zwischen dem Detective Sergeant Grant und seinem Vorgesetzten DCI Haddock. Kann es sein, dass Scotland Yard bewusst nur einseitig ermittelt?

Und schon sind wir bei der verstrickten Geschichte. Über persönliche Motive führt die Fährte schnell zu Themen wie Anlagebetrug und Korruption. Das Ausmaß des Verbrechens scheint ständig größer zu werden und Kate und Luna, die sich anfangs nur vor einer Verhaftung fürchteten, müssen bald um ihr Leben bangen.

Durch das ganze Buch zieht sich das von Scotland Yard zur Fahndung genutzte CCTV (Closed Circuit Television), eine Videoüberwachung im privaten und öffentlichen Raum. Die Autorin widmet diesem Thema auch noch einen Abschnitt im Anhang. Tatsächlich sind Kate und Luna permanent damit beschäftigt, Kameras auszuweichen. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin mit diesen Schilderungen ihre persönliche Meinung zu dieser Überwachung ausdrücken möchte. Auf jeden Fall sorgt sie für reichlich Spannung!

Nicht zuletzt kommt auch der Humor nicht zu kurz, denn die Dialoge zwischen den Freundinnen fand ich oft sehr unterhaltsam. („Und wie willst du das machen?“ – „Hab‘ da so eine Idee.“ – „Oh, Gott.“) Bei Luna dachte ich anfangs, dass jemand, der eine solche Freundin hat, keine Feinde mehr braucht.

Der Schreibstil ist sehr eingängig, das Buch liest sich flott weg, was durch kurze Kapitel noch gefördert wird. Das alles ergibt einen rasanten London-Krimi mit interessanter Handlung und viel Frauen-Power.

Wer sich selbst eine Meinung zu diesem Krimi bilden möchte findet hier eine Leseprobe.

© Manu

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