Hören Sie die Kinder der Nacht?
„Hören Sie die Kinder der Nacht? Was für eine Musik sie machen!“
Das
Heulen der Wölfe löst bei dem jungen Anwalt Jonathan Harker keine
Begeisterung aus. Ohnehin fühlt er sich mehr als unwohl bei diesem
eigenartigen Grafen, den er im Auftrag seiner Kanzlei im fernen
Transsylvanien aufsuchen musste, um dort diverse Grundstückskäufe, die
der Graf in London tätigen möchte, mit ihm abzuwickeln. Tatsächlich wird
sich sein Aufenthalt im Schloss Dracula zu einem einzigen Alptraum
entwickeln. Einem Alptraum, der sich gemeinsam mit dem Grafen aufmacht
in Richtung England…
Ich habe ihn mal wieder gelesen. Den großen Klassiker unter den Vampirromanen. Und wie schon so oft war ich begeistert.
Geschrieben
gegen Ende des 19. Jahrhunderts, erstveröffentlicht 1897, fällt
natürlich die aus heutiger Sicht reichlich „geschwollene“ Ausdrucksweise
auf. Bei vielen anderen Büchern würde mich das stören, hier tut es das
überhaupt nicht. Die aus damaliger Sicht überaus modernen Ärzte und
Wissenschaftler, die Doktoren Van Helsing und Seward, wissbegierig,
voller Forschungsdrang, offen für neue Behandlungsmethoden werden mit
einer Fülle von Aberglauben und Übernatürlichem konfrontiert – ein
reizvoller Kontrast, der für mich sehr gut durch den alten Schreibstil
unterstützt wird.
Das Buch besteht fast vollständig aus
Tagebucheintragungen der verschiedenen (menschlichen) Hauptfiguren.
Dadurch wechselt immer wieder die Perspektive, ist man als Leser stets
ganz nah dran an den Gedanken und Ängsten jeder einzelnen Person. Diese
Tagebucheintragungen werden ergänzt durch Briefe und Zeitungsartikel,
die der ganzen Erzählung einen dokumentarischen Hauch verleihen.
„The
Westminster Gazette – 25. September – Extrablatt: Soeben erhielten wir
Nachricht, dass wieder ein Kind, das letzte Nacht vermisst wurde, erst
heute morgen spät unter einem Stechginsterbusch in der Nähe des
Schießhügels, dem weniger besuchten Teil der Hampsteader Heide, gefunden
worden ist. Es hat dieselben kleinen Wunden an der Kehle, die schon in
mehreren vorhergehenden Fällen konstatiert wurden.“
Wenn
Harker, Van Helsing, Seward und Co. gezwungenermaßen immer mehr
Informationen über die Welt der Untoten erhalten, wenn sie besorgt
„Veränderungen“ an ihren Frauen wahrnehmen und letztlich den Kampf gegen
„den“ Vampir aufnehmen, dann ist das spannend für mich – auch noch beim
soundsovielten Lesen.
© Manu
Hey, der gute alte Dracula...das freut mich jetzt aber.
AntwortenLöschenLG..Karin..