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Donnerstag, 18. Dezember 2014

Gastrezension - Ein dunkler Sommer von Thomas Nommensen

Kannst du dir wirklich trauen?

"Wenn du ganz brav bist, kannst du nachher vielleicht schon nach Hause.“

Im Gehen hatte er sich noch einmal umgedreht und ihr zugewinkt. Aber er ist nicht mehr wiedergekommen. Stunden, Tage. Wie viel Zeit ist seitdem vergangen? Sie weiß es nicht, denn irgendwann ist sie sehr müde geworden und, obwohl sie sich dagegen gewehrt hat, schließlich fest eingeschlafen.

Hat es aufgehört? Das Mädchen nimmt die Hände von den Ohren. Lauscht in die Dunkelheit. Tatsächlich, das Grollen ist jetzt schwächer, das Gewitter scheint sich zu entfernen.
Aber was ist das?

Ein neues Geräusch, oder bildet sie sich das nur ein?

Doch, da ist es wieder. Ein Fauchen, nein, eher ein Rauschen. Sie überlegt, ob sie so etwas schon einmal gehört hat. Es klingt wie starker Regen, der durch einen Rinnstein strömt. Oder wie das Plätschern des großen Brunnens daheim auf dem Marktplatz.

Das Mädchen richtet sich abrupt auf, setzt einen Fuß neben die Matratze, zieht ihn mit einem kleinen Aufschrei sofort wieder zurück. Wo kommt denn das Wasser her? Sie geht auf die Knie, tastet mit den Händen den Boden ab.

Nass, alles ganz nass.

Aber vielleicht nur auf dieser Seite?

Sie dreht sich um, und während sie über ihren Schlafplatz kriecht, spürt sie bereits, wie das Wasser über den Rand der Matratze schwappt und Hände und Knie umspült.

Vor 10 Jahren, in einem heißen Sommer, starb ein kleines entführtes Mädchen einen grausamen Tod. Jens Brückner, der Verurteilte von damals, wird nun aus der Haft entlassen - um kurz darauf spurlos zu verschwinden. Es ist wieder Sommer, es ist wieder heiß... und mehrere Personen erhalten anonyme Drohbriefe und mysteriöse Anrufe. Als dann auch noch der Hauptbelastungszeuge von damals ermordet wird, scheint der Fall klar zu sein: Jens Brückner ist auf einem Rachefeldzug! Aber warum? Wurde er am Ende unschuldig verurteilt? Während Kommissar Arne Larsen noch dem alten Verbrechen nachspürt, verschwindet erneut ein Kind...

Das war spannend! Mal wieder ein Krimi, den ich am liebsten gar nicht aus der Hand gelegt hätte. Ohnehin sprechen mich Fälle, bei denen es um Kinder geht, besonders intensiv an - ein Gefühl, das sicher viele andere Leser nachvollziehen können. Das Schicksal des kleinen Mädchens ging mir richtig an die Nieren - und dann das nächste verschwundene Kind! Würde es hier auch so ein schreckliches Ende geben?

Aber es ging ja nicht nur um die Kinder. Stark im Vordergrund der Handlung steht die Psyche mehrerer Charaktere. Ganz eindeutig hat hier nicht nur eine Person ein Problem und das erhöht natürlich den Reiz! Da wird mit Schuldgefühlen gekämpft und unter Alpträumen gelitten, aber es wird nicht deutlich, ob diese Gefühle durch tatsächlich begangene Taten hervorgerufen werden oder vielleicht "nur" durch Erlebnisse. Verstärkt wird die seelische Pein noch dadurch, dass die Personen sich wohl selbst nicht immer sicher sein können, was sie getan haben. Stichworte hier: Verdrängung und Demenz. Entsprechend habe ich auch die Überschrift meiner Rezi gewählt: "Kannst du dir wirklich trauen?" Eine furchtbare Vorstellung, wenn man sich das fragen muss!

"Und du wirst dich beeilen müssen, Gregor. Wenn es mit deinem Gedächtnis so weitergeht - wie lange wirst du dann noch sinnvoll handeln können? Einen Tag, eine Woche, einen Monat?"

Die weiteren Charaktere kommen ebenfalls sehr menschlich rüber. Larsen beispielsweise hat Beziehungsprobleme und gerät immer wieder in Konflikte mit seinem Partner. Diese privaten Dinge hatten für mich genau das richtige Maß: Sie ließen mir die Personen nahe kommen ohne jedoch durch ein Zuviel die Spannung auszubremsen.

Es gibt also viel zu rätseln: Was passierte vor 10 Jahren? Und was geschieht nun? Wer verschickt diese anonymen Botschaften, wer ermordete den Hauptbelastungszeugen und was ist mit dem verschwundenen Kind? Dabei ist alles sehr eindringlich geschrieben, die extreme Wetterlage betont und intensiviert die Geschehnisse. Wie dunkle Wolken zieht die Bedrohung auf, sie hängt in der Luft, wird immer drückender.

Fazit: Psychologisch dicht und sehr eindringlich geschrieben. Ein tolles und spannendes Debüt!

© Manu

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Interview mit Rudi Jagusch

Gibt es unter euch noch jemanden der noch nichts von Rudi Jagusch gehört oder gelesen hat? Wirklich du kennst den Autoren von diversen Eifelkrimis noch nicht? Okay das ist nicht schlimm, denn ich werde das jetzt ändern. Gestern habe ich mit dem Autoren einen Kaffee getrunken und ein kleines Interview für Euch mit ihm geführt.

Für alle von euch die Rudi noch nicht so gut kennen hier einige Eckdaten zum Autoren, die man auch auf seiner Autorenseite finden kann:

"Jahrgang 1967, studierte Verwaltungswirtschaft in Köln. 2006 erschien sein erster Krimi, weitere folgten im Jahreszyklus. Inzwischen ist er aus dem Literaturbetrieb nicht mehr wegzudenken. Heute lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller mit seiner Familie im Vorgebirge am Rande der Eifel."

Bei diesem Interview habe ich natürlich nicht nur die Fragen gestellt, die mir unter den Nägeln brannten, sondern auch alle Fragen mitgenommen, die ihr bereits bei meinem Nikolaus-Gewinnspiel an mich weitergegeben hattet. Ich will Euch auch nicht mehr lange auf die Folter spannen, aber eines will ich noch sagen bevor es hier losgeht. Der Rudi ist ein ganz Netter und die Plätzchen waren wirklich sehr lecker. 


1.  Du hast ja nun bereits einige Bücher u.a. Die Sau ist tot veröffentlich. War es immer dein Traum einmal als Schriftsteller tätig zu werden? Was waren deine ersten Schritte auf den Weg zur Schriftstellerei. Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen Bücher zu schreiben? Hast du vielleicht ein literarisches Vorbild?

Anwort Rudi: Ich habe schon immer gerne geschrieben. Bereits in der Schule im Deutschunterricht habe ich gerne Aufsätze verfasst und hier auch gute Noten von meinen Lehrern erhalten. Vor der eigentlichen Schriftstellerei habe ich aber erst einmal eine Berufsausbildung zum Elektriker und später ein Studium zum Verwaltungswirt absolviert. Die Schriftstellerei musste also noch einige Zeit auf mich warten.  

Als Jugendlicher habe ich Horrorbücher geliebt. Ich wollte auch gerne Bücher im Stil von Stephen King verfassen. Schachtelsätze haben in meinen ersten Manuskripten häufig ihren Einsatz gefunden. Dieses Stilmittel habe ich heute ausgemerzt, unter anderen nach vielfältigen Diskussionen mit meiner ersten Testleserin meiner Frau Susanne.  

Meine ersten literarisches Vorbild war natürlich Stephen King, aber auch die Arbeit von Ken Follett hat mich schon immer fasziniert.

2. Wer sind deine ersten Testleser und wieviel Einfluß haben diese auf die Handlung deiner Bücher? 

Antwort: Die erste Testleserin ist meine Frau Susanne. Sie scheut sich auch nicht davor mich zu kritisieren und etwas näher zu beleuchten und zu hinterfragen. Aber ich habe natürlich noch weitere Testleser.  Einige meiner engsten Freunde werden hier immer wieder zu Rate gezogen und Kritik nehme ich sehr gerne an. Wenn etwas unstimmig oder unlogisch erscheint, dann muss ich das noch einmal überarbeiten.

3. Wie schaffst du es, dass aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten werden? 

Antwort: Hier setze ich viel auf Beobachtung. Aber auch Befragung z. B. über Lebenssituationen einer bestimmten Personengruppe sind bei der Entwicklung einer Persönlichkeit sehr wichtig. Meine Figuren entstehen dann bereits in meinem Kopf und sie bekommen ihren ganz eigenen Lebenslauf. Sollte ich mal eine Studentin in einem Krimi benötigen, dann könnte ich beispielweise bei dir einige Informationen einholen. (Anm. der Bloggerin: Ja sehr gerne.)

4. Welchen Fehler sollte man beim Schreiben auf keinen Fall machen? 

Antwort: Also ganz wichtig ist es in diesem Beruf zu schreiben. Aber noch wichtiger sollte es sein Kritik anzunehmen. Jeder Autor der anfängt seine Texte auf biegen und brechen zu verteidigen ist nicht gut beraten. Kritik kann helfen seine Arbeit weiter zu verbessern.
 

5. Ist dein Autorenname ein Pseudonym oder hast du jemals daran gedacht dir ein Pseudonym für zuzulegen?

Antwort: Nein mein Name ist kein Pseudonym, obwohl es für zukünftige Buchprojekte gerade Überlegungen für den Einsatz eines Pseudonyms gibt.

6. Mir ist aufgefallen, dass deine Bücher die beim Emons Verlag erschienen sind den Autorennamen Rudolf Jagusch verwenden. Beim Heyne Verlag heißt du aber Rudi Jagusch. Gibt es hier einen bestimmten Grund?

Antwort: Ja das ist ganz einfach zu beantworten. Wir wollten hier eine Abgrenzung zwischen zwei unterschiedlichen Ausrichtungen festsetzen. Unter Rudi Jagusch schreibe ich Thriller und unter Rudolf Jagusch schreibe ich Krimis.
  
7. Hast du ein bestimmtes Ritual bevor du mit einem neuen Buch beginnst?

Antwort: Beim Schreiben habe ich keine bestimmten Rituale. 

8. Wo bekommst du die Ideen für deine Bücher? Wie sieht deine Recherchetätigkeit aus? Hast du auch schon einmal mit den Problem einer Schreibflaute zu kämpfen gehabt?

Antwort: Ideen finde ich an verschiedenen Orten. Manchmal inspiriert mich eine Zeitungsmeldung, ein Bericht im Fernsehen oder eine Beobachtung die ich gemacht habe. Dies war auch für meinen aktuellen Krimi Die Sau ist tot der Fall. Hier hat mich der Todesfall Rudolf Rupp inspiriert.

Es ist auch wichtig Zusammenhänge richtig zu verstehen. So habe ich am Anfang meiner Schriftstellertätigkeit die Arbeit der Polizei näher betrachtet. Auch Sachverhalte bspw. in der Rechtsmedizin und im juristischen Bereich lese ich immer wieder nach. Ganz wichtig ist der Punkt Regionalität für meine Bücher. Hier unternehme ich immer wieder Fahrten und schaue mir die Lokalitäten immer persönlich an.

Eine richtige Schreibflaute hatte ich glücklicherweise bisher noch nie, aber durchaus schon manchmal keine Lust zum Schreiben. Das geht aber meist recht schnell wieder vorbei. Beim letzten Fall dieser Art habe ich mal eben einen Umbau bzw. eine Renovierung im Haus vorgenommen.
 

9. Welche drei Bücher werde ich in deinem Bücherregal finden, die ich unbedingt auch lesen sollte und was liest du privat am liebsten?.

Antwort: Also in meinen Regal wirst du keine Bücher finden. Das liegt aber daran, dass ich keine Bücher mehr habe. Ich lese nur noch auf dem eReader. Aber die drei Bücher die du unbedingt gelesen haben solltest sind: Die Säulen der Erde, Der Herr der Ringe und Misery.

Privat lese ich sehr gerne Thriller. Hier sind meine bevorzugten Autoren Andreas Eschbach und Stephen King. Aber bitte nicht die Horrorbücher von Stephen King sondern eher so Bücher wie Mr. Mercedes und Misery.

10. Wie sieht dein Alltag als Schriftsteller aus.

Antwort: Mein Tag ist ein ganz normaler Arbeitstag, fast wie bei einen Bürojob. Morgens lese ich Zeitung, trinke meinen Kaffee und beantworte Mails bzw. Anfragen. Dann lege ich los, mal mehr mal weniger lang, aber grundätzlich min. 6.000 Zeichen am Tag. Abends sitze ich gerne mit der Familie und Freunden zusammen. 
  
11. Schreibst du lieber Serien- oder Einzelbücher?

Antwort: Ganz klar Einzelbücher. Ich erarbeite gerne neue Charaktere. Bei einem Serientitel ist die Hauptperson schon sehr festgelegt. Sie kann sich zwar weiterentwickeln, aber nicht komplett verändern.
 

12. Wie geht es dir, wenn du ein Buch beendet hast? Bist du dann erleichtert oder vielleicht auch ein wenig traurig?

Antwort: Sowohl als auch. Ist ein Buch beendet feiere ich das sehr gerne indem ich Musik höre und einen Sekt trinke (Anm. der Bloggerin: Das hört sich stark nach einem Ritual an ;-))

13. Kannst du schon sagen was dein nächstes Buchprojekt sein wird?

Antwort : Ja im März 2015 erscheint das Buch Mordsommer beim Heyne Verlag und 2016 erscheint auch wieder ein Eifelkrimi mit Hotte Fischbach beim Emons Verlag.

14. Und nun noch eine letzte Frage die so gar nichts mit deinem Beruf zu tun hat. Was ist dein Lieblingsgericht?


Antwort: Spaghetti Aglio 

Ich bedanke mich noch einmal bei Rudi Jagusch und seiner Frau Susanne für ihre Gastfreundschaft. Es hat viel Spaß gemacht sich mit euch über Gott und die Welt zu unterhalten und das sollten wir auf alle Fälle noch einmal wiederholen.

© claude 

Sonntag, 7. Dezember 2014

Der Klang der blauen Muschel von Beatrix Mannel

Samoa eine magische Insel

Im Jahre 1900 ist Henriette nicht gerade freiwillig mit ihren Eltern und ihrer Schwester in die deutsche Südsee-Kolonie Samoa ausgewandert. Sie ist nicht glücklich in diesem Paradies. Zu einem musste sie ihre Zwillingsschwester aufgrund einer Krankheit in Deutschland bei ihrer Großmutter zurücklassen. Die Ungewissheit über das Schicksal ihrer Zwillingsschwester Emilia quält sie. Des weiteren soll sie einen Freund ihres Vaters heiraten. Schließlich lernt sie Mali, einen samoanischen Prinz und dessen Schwestern kennen. Sie bringen ihr die Magie der Insel und der blauen Muschel näher. Henriette beginnt ihre Eindrücke aufzuschreiben und einem Verleger anzubieten, aber die unvermeidliche Heirat bringt ihr Seelenleben durcheinander. Warum ist diese Heirat für ihren Vater so wichtig? Welches Geheimnis haben ihr Vater und sein Freund? Und wird Henriette Emilia jemals wiedersehen?

Der Klang der blauen Muschel ist ein historischer Roman ganz nach meinem Geschmack. Beatrix Mannel erschafft hier eine gelungene Mischung aus mystischen sowie magischen Elementen, die mich während des Lesens der Geschichte immer wieder haben mitfiebern und staunen lassen. Aber diese Erzählung bietet noch einiges mehr. Die Lebensart auf Samoa ist sehr anschaulich beschrieben und die Insel wird auf wundervolle und exotische Weise zum Leben erweckt. Auch die komplexe Familiengeschichte, die sich nach und nach ans Licht kämpft, ließ mich nicht so schnell wieder los.

Insgesamt eine sehr einnehmende, magische und auch wunderbare Geschichte, die für Liebhaber historischer Romane vor sagenhaften und exotischen Kulissen unbedingt lesenswert und zu empfehlen ist. Von mir bekommt dieser historische Roman verdiente 9 von 10 Punkte.

© claude

Gewinner Nikolaus-Gewinnspiel

Das Nikolaus-Gewinnspiel ist beendet und ich habe soeben die Gewinner mit Random.org ermittelt.

Insgesamt gab es folgende Beteiligung:

12 Teilnehmer: Amen
14 Teilnehmer: Die Sau ist tot

Nun stehen endlich die zwei finalen Gewinner fest. Wenn ich noch dies Wochenende eure Adressen und Namen bzw. euren Widmungswunsch per email zukommen laßt, dann versende ich eure Gewinne am Mittwoch bzw. Donnerstag per Büchersendung.  Am Dienstag treffe ich mich mit Rudi Jagusch und lasse eure Bücher signieren und führe das Interview. Mal schauen wie er Eure Fragen beantwortet :-) Also bitte schickt mir an doreenkluth(at)gmail.com eure Adressen und den Widmungswunsch.

So nun will ich euch auch nicht weiter auf die Folter spannen. Die Gewinner sind:

schlumeline für Amen

Sabine17 für Die Sau ist tot


Ich wünsche Euch viel Spass mit den Büchern und hoffe die Post ist nicht zu langsam :-) und ihr habt die Bücher noch vor Weihnachten. Für den Verlust einer Büchersendung übernehme ich keine Haftung.

Leider konnte nicht jeder ein Buch gewinnen, aber das wird nicht die letzte Verlosung auf meinem Blog gewesen sein. Schaut doch bitte einfach regelmäßig bei mir vorbei und macht bei weiteren Gewinnspielen mit.

© claude

Freitag, 5. Dezember 2014

Winterfeldtstraße, 2. Stock von Johanna Friedrich

Berlin ist eine Reise wert

Charlotte Berglas lebt in Berlin im Jahre 1923. Als ihr Mann Albert tot aus dem Landwehrkanal gezogen wird, bricht für Charlotte ihre Welt zusammen. Sie ist im fünften Monat schwanger und sie ist er festen Überzeugung, dass der Tod ihres Mannes kein Selbstmord gewesen sein kann, wie von der Polizei angenommen wird. Niemals hätte Albert sie alleingelassen, denn er hatte sich schon sehr auf das Kind gefreut. Leider haben die Berglas im Zuge der Inflation ihr komplettes Vermögen verloren. Der hochschwangeren Charlotte bleibt nicht viel Spielraum, um Geld zu verdienen. Da bringt ihr Bruder Gustav sie auf die Idee Zimmer in ihrer Wohnung in der Winterfeldtstraße unterzuvermieten. So entsteht nach und nach eine bunte und ungewöhnliche Wohn- und Lebensgemeinschaft. Die Zeiten sind hart, aber Charlotte schafft sich in den Wirren der zwanziger Jahre mittels ihren Ideenreichtum eine neue und nicht immer ungefährliche Zukunft aufzubauen.

Dieser Roman von Johanna Friedrich ist eine schöne und auch sehr umfangreiche Zeichnung der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Zeit der Inflation wird sehr emotionsgeladen und zudem auch extrem spannend dargestellt. Die Autorin schafft es mit Leichtigkeit die politischen Wirren dieser Zeit nicht nur auf den Straßen von Berlin lebendig werden zu lassen, sondern bereits im kleinen Mikrokosmos der Wohngemeinschaft gibt es nach und nach sehr unruhige Zeiten. Teilweise wird dieser Umstand wegen den politisch unterschiedlichen Ansichtsweisen der Bewohner hervorgerufen, teilweise wird die Lage durch die intensiven Gefühle der einzelnen Personen dieser Gemeinschaft immer komplizierter und auch facettenreicher.

Mir hat die Erzählweise von Johanna Friedricht bereits auf den ersten Seiten gut gefallen und das Leben in Berlin auf angenehme Art und Weise näher gebracht. Schnell fand ich mich in im illustren Leben der Berliner wieder. Aber das Leben in dieser Zeit ist nicht nur problemlos zu bewältigen. Gerade Charlotte muss sich nach dem Tod ihres Mannes gerade für die noch ungeborene Tochter weiter durch das Leben kämpfen und jeder Herausforderung stellen. Auf jeder Seite dieses Buches fühlte ich mich Charlotte sehr nah und sorgte mich um sie und ihre Gesundheit. Gefühlsmäßig hat die Autorin mich auf dem richtigen Fuß erwischt und mich mit dieser Geschichte sehr gut unterhalten. Gerne spreche ich mich für einen Besuch in der Winterfeldtstraße aus und wünsche anderen Lesern viele unterhaltsame Stunden mit Charlotte und ihrer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft.

© claude