Wetten?
„Seht auf diesen Mann“, sagte er und klopfte ihm auf die
Schulterklappen. „Das ist ein echter, arischer Römer. Ein Mann, auf den
ich mich verlassen kann! Ein Vorbild für euch alle! Vittorio, wenn wir
diese Weltmeisterschaft gewinnen und dem Rest der Welt damit ein
weiteres Mal Italiens Größe und Macht beweisen, werde ich ein Schiff
nach dir benennen“, rief Benito Mussolini. (S. 119)
Wir
befinden uns im Jahre 1934 n. Chr. Ganz Italien tanzt nach Roms Pfeife…
Ganz Italien? Nein! Ein von unbeugsamen Dörflern bevölkertes Nest in
der Nähe von Florenz hört nicht auf, Benito Mussolini Widerstand zu
leisten…
Im Jahr 1934 fand die Fußball-Weltmeisterschaft
in Italien statt. Um das gesamte Turnier und den Sieg Italiens ranken
sich Gerüchte, die von Bestechungsmaßnahmen sprechen. Es gibt
Manipulationsvorwürfe, Schiedsrichter sollen alles andere als neutral
gepfiffen haben und man hat festgestellt, dass unter anderem die
italienische Nationalmannschaft Spieler aufstellte, die als
Nicht-Italiener eigentlich nicht hätten im Team sein dürfen. Man kann
wohl unbesorgt behaupten, dass Mussolini ein Sieg Italiens im eigenen
Land enorm wichtig war.
Wie genau sind wohl die
Bestechungen abgelaufen? Wer hat sich um alles gekümmert, sämtliche
Fäden gezogen? Hier im Buch hat Mussolini eine „Spezialabteilung“
beauftragt, sich zum einen um die Finanzierung der WM zu kümmern und zum
anderen dafür zu sorgen, dass Italien das Turnier gewinnt. Wie ist
egal, alles ist erlaubt.
Tatsächlich sieht es auch so
aus, als ob die „Spezialabteilung“ alles im Griff hat. Die Spiele
verlaufen planmäßig und wenn man das Ergebnis schon vorher weiß, kann
man auch prima darauf wetten und damit die schwarzen Kassen füllen.
Vermutlich hatten weder Oberst Vittorio Briccone, Sonderbeauftragter für
die Finanzierung der WM, noch Achille Starace, Sekretär der
faschistischen Partei Italiens damit gerechnet, dass ein paar
Dorfbewohner ihnen ernsthafte Schwierigkeiten machen könnten. Aber die
Menschen in Piagnolia, einem fiktiven Dorf in der Toskana, möchten sich
weder erpressen noch finanziell ausbeuten lassen. Und sie haben zwei
Stärken: Zum einen ihr Zusammengehörigkeitsgefühl und zum anderen einen
gewissen Guido Ventura, der in Piagnolia aufwuchs, aber in der letzten
Zeit ein Mitarbeiter der „Spezialabteilung“ war. War – wohlbemerkt.
Dieses
Buch hat einfach nur Spaß gemacht! Die fiktive Handlung passt sich
perfekt in den historischen Rahmen ein. Das Nachwort klärt den Leser
darüber auf, dass „alle im Roman beschriebenen Fußballspiele, ihre
Verläufe und die Ergebnisse den Tatsachen entsprechen, ebenso wie die im
Roman beschriebenen historischen Begebenheiten, die zum Teil
erheblichen Einfluss auf den Verlauf der Fußballweltmeisterschaft
hatten.“ Einige dieser Begebenheiten lesen sich so schräg, dass man
trotzdem nachgoogelt (zumindest ging mir das so) und die Bestätigung
liest.
Ich behaupte jetzt auch mal, dass man nichts von
Fußball verstehen muss, um an den hier vorkommenden Spielen seine Freude
zu haben. So sehr geht es überhaupt nicht ins Detail. Viel wichtiger
sind die Charaktere dieses Buches – und davon gibt es einige
erwähnenswerte!
Da sind zunächst mal die Bösen,
Mussolini, Briccone und Starace. Die sind einfach nur fies und leider
auch sehr mächtig. Und auf der anderen Seite haben wir ein wunderbares
Team, dem unter anderem der kommunistische Bürgermeister von Piagnolia,
der Dorfpfarrer, ein junges Mädchen und ein leicht trotteliger Bauer
angehören. Unterstützt wird das Dorfteam noch von einem Sportreporter
aus New York und dem oben schon erwähnten Guido Ventura. Vor allem der
Pfarrer hatte schnell mein Herz erobert. So wie er sich benimmt, wird er
sicher nie Bischof. Obwohl… Wenn er es drauf anlegen würde, vielleicht
doch ;-) Denn eins ist klar: Dieses Team ist ein würdiger Gegner!
Die
Kapitelaufteilung richtet sich nach „Tagen bis zum Endspiel“, man merkt
also sehr genau, wie der große Tag näher rückt. Als ich das Kapitel mit
besagtem Finale vorhin las, merkte ich zu meinem großen Vergnügen, dass
ich total gespannt den Spielverlauf verfolgte, obwohl ich doch genau
wusste, wie das Spiel endete. Toll geschrieben, kann ich da nur sagen!
Die
Bezeichnung „Krimi“ finde ich allerdings ein bisschen irreführend. Gut,
es gibt auch einen Toten, aber der dient eher dem Zweck, einige sehr
schwarzhumorige Passagen (die ich absolut herrlich fand!) zu
unterstützen. Vorne auf dem Buch steht „Roman“ und dabei sollten wir
bleiben.
Fazit: Ein flott zu lesendes Buch, das einfach Spaß macht. Sicher auch einem Nicht-Fußballfan ;-)
Hier findet ihr auch noch eine Leseprobe zum Buch.
© Manu
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